Wenn ich meinen Freunden erzähle, dass ich in einem Unternehmen für Digital Signage arbeite, ist die häufigste Antwort: „In einem Unternehmen für was?“
Um das Gespräch abzukürzen, ersetze ich „Digital Signage“ gerne durch „Monitor-Marketing“ – das verstehen die meisten viel besser.
Ist das erste Mysterium also geklärt, kommt von den technisch versierteren Mitmenschen schnell der erste Einwand: Für Digital Signage – da haben sie das neue Wort meist schon gelernt – braucht man doch keine extra Software, vor allen Dingen keine, die so teuer ist wie ein mittelmäßiger Handyvertrag beim magentafarbenen Platzhirschen.
Der USB-Stick: nur scheinbar Digital Signage
An dem Punkt fühle ich mich an zahlreiche Kundengespräche erinnert. Denn oftmals gehen diese Gespräche nicht um die Frage, ob Monitor-Marketing eine gute Idee ist, sondern warum dafür extra Geld gezahlt werden muss.
Egal ob Interessent oder Small-Talker auf einer Party, der initiale Gedanke ist bei allen gleich: Den alten Smart-TV aus dem Wohnzimmer, ein USB-Stick, Photoshop oder PowerPoint, eine halbe Stunde Zeit und fertig ist die Selfmade-Signage-Solution: Folgekosten 0,- €. An dieser Meinung ist nichts falsch. Ein so ausgestattetes TV-Gerät leuchtet heller als jedes Poster und schafft es auch, mehrere Inhalte – im Idealfall sogar Bewegtbild – auf geringem Platz anzuzeigen. 1:0 für den USB-Stick. Aber apropos leuchten: Hat der Kollege den Fernseher auch brav angeschaltet vor Dienstbeginn, über die schreckliche Menüführung den Punkt „Slideshow“ aufgerufen und den USB-Stick als Quellgerät angegeben? Leider ist die Antwort hier viel häufiger als man denkt ein „nein, leider nicht“. Meinen Gesprächspartnern dämmert es langsam, dass Digital Signage mehr ist als die strenge Übersetzung aus dem Englischen: digitale Beschilderung. Denn unsere Beschilderung kann – einmal richtig konfiguriert – auch noch die Richtung ändern:
Morgens verkauft der Bäcker Brötchen, nachmittags Kuchen – klick – fertig.
Mittwochs ist der Haarschnitt billiger – klick – fertig.
Weihnachtsgrüße im Januar sind peinlich – klick – fertig.
Digital Signage ist mehr als leuchtende Plakate
Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die einer meiner Lieblingskunden: ein großer Filialbetrieb mit über 20 Standorten – alle mit Fernsehern ausgestattet. Und in der Wand dahinter versteckt jeweils ein DVD-Player, dazu ein Azubi, der immer am Anfang des Monats mit einem Stapel frisch bespielter DVDs eine Rundreise gemacht hat. Neben den DVDs hatte er pro Tour noch ein oder zwei DVD-Player dabei, die waren nämlich genau so wenig auf Dauerbetrieb ausgelegt wie die Fernseher.
Dieser Kunde dachte, er mache Digital Signage, aber seit er seinen DS-Kanal zentral steuern kann, bewirbt er eben nicht mehr bei Regen Speiseeis und grüßt sonntags nicht mehr mit einem fröhlichen „Kommen Sie doch rein“.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer noch mit Plakaten wirbt, macht mit TV-Gerät und USB-Stick (und Schwager, der Photoshop kann, und eine Stunde Zeit je Änderung und ohne Filialen) schon mal einen Schritt in die Richtung. Eine echte Digital-Signage-Solution ist aber ein anderes Level: professionelle Hardware, Automatisierung, Fach- und Unterhaltungsinhalte, Skalierbarkeit und Support bei Problemen sind nur einige Punkte auf der Liste.
Vielleicht sag ich auf der nächsten Party einfach, dass ich „irgendwas mit Computern“ mache. Das klingt so langweilig, da fragt doch niemand mehr weiter.